Die Vorstandsecke

Liebe Freunde des VFR,

Zwischen dem 27. September und dem 4. Oktober haben sich Dinge ereignet, die dereinst, da bin ich mir sicher, als die Initialzündung der "privaten" Raumfahrt betrachtet werden.

Am 27. September gaben Richard Branson, Paul Allen und Burt Rutan die Gründung von "Virgin Galactic" bekannt. Geschäftszweck der neuen Firma: Weltraumtourismus für jedermann. Rutan wird für Virgin Galactic fünf Raumschiffe bauen. Das erste dieser Fahrzeuge, die VSS Enterprise, geht dieser Tage in Bau. 2007 soll der Passagierservice beginnen.

Am 29. September gelang Mike Melville der erste X-Price-Erfolg. Mit SpaceShipOne erreichte er in einem dramatischen Flug eine Höhe von 103 Kilometern. Sein Raumschiff sieht knuffig aus, besteht weitgehend aus Kunststoff, als Treibstoff werden Lachgas und Reifengummi benutzt, und alle notwendigen Systeme und Komponenten hat Burt Rutan einfach im Fachhandel gekauft. SpaceShipOne kostet, einschließlich Entwicklungskosten und Trägerflugzeug weniger als ein hundertstel soviel wie ein Shuttle der NASA.

Und dann enthüllte Robert Bigelow seine neuartigen Raumstationsmodule, die er in aller Heimlichkeit entwickelt hatte. Er kündigte an, bis 2010 einen privaten Komplex im Orbit zu errichten. Und damit seine Weltraumbehausung kostengünstig erreicht werden kann, lobte er einen Wettbewerb aus: Den America Space Price. Wer bis 2010 ein Raumschiff entwickelt, das an seiner Station anlegen kann, bekommt 50 Millionen Dollar und einen Vertrag für die Zubringerflüge.

Am 4. Oktober komplettierte Brian Binnie den X-Price Triumph. In einem fulminanten Flug erreichte er eine Höhe von 112 Kilometern.

Die Zukunft hat begonnen.

Und die Vergangenheit tritt ab, denn wenige Stunden nach Binnie's Rekordflug starb Leroy Gordon Cooper im Alter von 77 Jahren. Er war einer der legendären "Mercury 7", Amerikas Astronauten der ersten Stunde.

Ihr,
Eugen Reichl

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