Wilkommen im Raumhotel OASIS

ein Space-Art-Beitrag von Robert Spieler

Robert Spieler, Raumfahrt-Fan und von Beruf Fotograf in Klagenfurt, stellte uns diese beeindruckende 3D-VIsion eines künftigen Weltraumhotels zur Veröffentlichung in der Infothek Verfügung. Alle weiteren Nutzungsrechte liegen beim Autor, den Sie bei Interesse gerne kontaktieren können unter robert.spieler@chello.at. Zum Vergößern der Bilder klicken Sie diesselben einfach kurz an.
Und nun viel Spaß beim Ausflug in die Zukunft, Ihre Spacexpress-Redaktion

Wilkommen im Raumhotel OASIS der Europe-Space-Lines



23.Februar 2048

Passagiernummer: 03.440.0356

Passagiere: 24

Von: Kourou/Spaceport 03.....................16:30 22.02.2048

Nach: Oasis/Europe-Space-Lines..........03:50 23.02.2048

Flugzeug: ESL Spacebus S440



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"Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben so eben angedockt und heissen Sie herzlichst Wilkommen an Bord des Raumhotels Oasis, wie Sie wissen eines von vier Raumhotels der Europe-Space-Lines. Sicher waren die letzten 14 Tage sehr anstrengend für Sie, aber das Trainingsprogramm wird gewährleisten, dass Sie sich voll und ganz auf Ihre Aktivitäten hier konzentrieren können. Selbstverständlich werden wir uns bemühen, dass die kommenden 3 Wochen für Sie zu einem fantastischen Erlebniss werden. Sie werden nun gebeten das Trainingsprogramm Grün, zum geordneten Betreten des Raumhotels, in Erinnerung zu rufen und bitte folgen Sie von nun an den freundlichen Anweisungen der Oasis-Crew, die Sie am Ende des Andocktunnels erwartet."
Das Raumhotel umkreist die Erde in einer Höhe von cirka 400km. Bei einer relativen Geschwindigkeit von 28 000 km/h könnte ein Leihe meinen, dass die Passagiere des Raumhotels irgend einer Strapatz zum Opfer fallen müssten. Aber das Einzige was die Passagiere daran erinnert wie schnell sie sich bewegen, ist das langsame, majestätische Dahingleiten der Erdoberfläche. Die minimale Luftreibung, die auch in dieser Höhe noch existiert, wird durch schwenkbare Micro-Ionentriebwerke ausgeglichen, damit die Raumstation nie an Geschwindigkeit verliert und in gewünschter Höhe bleibt. Die Crew, Touristen und Wissenschaftler geniessen in den Schlafkabinen, Trainingsräumen, Duschen, Toiletten und Küchen eine angenehme Schwerkraft von 0,6g. Diese Teile der Infrastruktur sind in den beiden Ringen der Raumstation untergebracht, die sich in ständiger Rotation befinden und wegen der künstlichen Schwerkraft ist kein Passagier mehr gezwungen die Bekanntschaft mit einer Zerogravity-Toilette zu machen. Um in einen der beiden Ringe zu gelangen, muss der Passagier die Leiter durch den Verbindungstunnel hinabsteigen, der gut gepolstert auch einen Ausrutscher verzeiht, und kann dabei spüren wie die Fliehkraft langsam zunimmt. Es gibt wenige aber grosse Fenster für den echten Blick ins All, die meisten Bilder und Eindrücke kommen über Screen von hochauflösenden Videokameras deren Qualität die des menschlichen Auges übertreffen. In der "Nabe" des Raumhotels herscht Schwerelosigkeit und dort befinden sich auch die Forschungs- und Serviceräume über die ganze Länge verteilt. Dieses Raumhotel ist kein Einzelgänger am Himmel, denn mit Fortschreiten der Technik und Wissenschaft wurde dieses Konzept immer erschwinglicher und so war es nur eine Frage der Zeit, bis dutzende solcher Space-Hotels und wissenschaftliche Raumstationen um die Erde kreisten. Konzerne und Institute können Mitarbeiter auf ein Raumhotel schicken, um in ihren Diensten firmeninterne Forschung und Experimente bei Schwerelosigkeit durchzuführen.

Diese Möglichkeit wird von vielen Firmen ausgeschöpft und ist längst eine Standardmethode, um zukunftsträchtige Technologien zu erforschen und Experimente zu betreiben. Man stelle sich vor: Ein Wald von e-mail Anfragen der Mitarbeiter an den Siemens-Vorstand wegen der geplanten Forschungsmission auf ein Raumhotel. 15 Mitarbeiter dürfen 6 Wochen lang Zerogravity-Tests durchführen um neue Werkstoffe für die Elektronik zu designen. Im Gepäck ist die spezifische Ausrüstung, strengstens gesichert gegen Industriespionage, die auch ein Instrument für den Aussenbetrieb enthält. Dieses wird von einem EVA-Buggy an den Haupinstrumententräger des Raumhotels montiert und später wieder zurückgeholt.

Ein grosses Puplikum kann es sich auch leisten aus purer Abenteuerlust einen Raumhotelaufenthalt zu buchen, ohne Arbeitsprogramm im Koffer, aber fast jeder Tourist nutzt die umfangreiche wissenschaftliche Ausrüstung an Bord um sich selbst "Forschungsreisender" nennen zu dürfen.
Das Andockmodul beinhaltet drei Andockstutzen zur Kopplung der Orbitalfähren an das Raumhotel und zwei Notfallkapseln zur Evakuierung des stationären Personals. Um das Andocken einer Fähre zu erleichtern wird eine Andockrute ausgefahren und die Fähre damit in die exakte Position geschoben. Danach wird der Andockstutzen ausgefahren und an die Fähre gekoppelt wodurch ein Zugang zur Raumstation geöffnet wird.
Die Orbitalfähren demonstrieren eine hohe Stufe technischer Entwicklung und können, wie typische Flugzeuge, horizontal und ohne Zusatzbooster starten. Im Unterschied zu Trägerraketen muss diese Fähre viel weniger flüssigen Sauerstoff mitnehmen, weil die Triebwerke, den grössten Teil des Fluges, den Sauerstoff aus der Atmosphäre verbrennen. Die Kapazität dieser Fähre beträgt 24 Passagieren. Die Passagiere haben ein zweiwöchiges, spannendes Training hinter sich gebracht und können nun, nach dem Aufstiegsflug, die Aussicht auf ein ungetrübtes Erdpanorama geniessen.
Raumstationen haben keine Rettungsleiter aber trotzdem müssen sie zu jedem Zeitpunkt evakuierbar sein. Diesen Job erledigen im Ernstfall insgesammt vier CRV CrewReturnVehicle, deren Kapazität aber nur für die Crew des Raumhotels ausreicht. Die Passagiere der Fähren müssen ein ausführliches Prozedere erlernen, um im Notfall schnellstens zurück in ihre Fähre zu gelangen. Das CRV ist eine automatische Widereintrittskapsel mit Hitzeschild und kann bis zu 6 Crewmitglieder aufnehmen.
Das schwenkbare 8 Meter Spiegelteleskop der Raumstation bietet auch Beobachtungzeit für die Touristen und stellt eine der Atraktionen dar. Selbstverständlich hat die wissenschaftliche Astronomie zu diesem Zeitpunkt ihre eigenen Teleskope, die weit weg von der Erde um die Lagrangepunkte des Sonnensystems kreisen.
Ein EVA-Buggy hat den Hangar verlassen und begibt sich mit einem Piloten und zwei zahlungskräftigen Touristen auf eine Sightseeingtour um die Raumstation. Der EVA ExtraVehicularActivity-Buggy wird auch für die Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben benötigt, um ein effektiveres Arbeiten ausserhalb des Raumhotels zu gewährleisten.
"Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte um ihre Aufmerksamkeit. Es tut uns leid Ihre Nachtruhe so abrupt beenden zu müssen aber der Rot-Alarm wurde ausgelöst. Darf ich Ihnen nun das Trainingsprogramm Rot in Erinnerung rufen, zur Evakuierung der Oasis..."

"...Vielen Dank, das haben Sie sehr gut gemacht! Das Ergebniss dieser Übung war ausgezeichnet. Wir versichern Ihnen, dass diese Rot-Alarm-Übung die einzige war, die Sie in den 3 Wochen ihres Aufenthalts erleben! Wir wünschen Ihnen eine angenehme Nachtruhe."

Robert Spieler, März 2005